Es gibt so viele Gründe, um die Tränen mal richtig fließen zu lassen. Trauer, Wut, Verzweiflung, Enttäuschung, Selbstmitleid, aber auch Freude und Rührung, traurige Musik oder ein romantischer Film. Aber das kann ja jeder! Ich brauche ab sofort keinen Grund mehr. Oder wie soll man sich das sonst erklären, wenn man bei der Oscar-Verleihung plötzlich losflennt? Ohne den Preisträger zu kennen oder auch nur den Film gesehen zu haben. Gut, gerührt war der Oscar-Gewinner natürlich, aber wie viel Empathie kann man innerhalb von nur zwei Minuten für einen Drehbuchautoren entwickeln, den man vorher noch nie gesehen hat?
Neulich traf ich meine Jugendliebe wieder, mit der ich seit einigen Jahren befreundet bin. Davon erzählte ich meinem kleinen Bruder und seiner Freundin und erwähnte, dass ich diesen Freund schon seit 1997 kenne. Sie schaute mich nur groß an und sagte: "Da war ich zwei Jahre alt" (in Zahlen: 2!).
An den Kindern merkt man, wie die Zeit vergeht. ;-)
Oder ich warte darauf, dass die Putzfrau meiner Gastgeber mir wieder einen Vorwand liefert, nicht raus in die Kälte zu gehen, indem sie mich in der Wohnung einsperrt. Heute passiert. ;-)
Geflüchtet. In die Arme des heimlichen Romantikers, in eine andere Stadt. Hier läuft die Zeit etwas langsamer und ich auch. Gezwungenermaßen, denn die Straßen sind schweineglatt. Vorher beim kleinen Spaziergang festgestellt. Tageslicht soll ja die Stimmung heben. Stattdessen: Ziemliche Schlitterpartie und mehrmals fast auf den Hintern gesetzt. Hebt (zumindest meine) Stimmung eher nicht. Dann im Hausflur von einer blöden Katze (eigentlich mag ich Katzen, aber das war ein Teufelsvieh) angefunkelt worden. Aber das sind alles nur kleine Ärgernisse.
Das Drama kann in Berlin bleiben, da passt es eh besser hin.
Eingegangen wie eine Pflanze. Zumindest fast. Jede Bewegung ist furchtbar anstrengend. Die Dachwohnung verflucht. Hier steht die Luft.
Gestern war es dann so weit. Der Regengott hatte ein Einsehen und hat die Schleusen geöffnet. Mariuca, der heimliche Romantiker und sein Bruder schnappten sich ihren Tequila und rannten die Treppen runter. Drei triefend glückliche Gestalten auf der Straße. Kühles Nass auf der Haut. So lässt es sich aushalten!
„Na? Und wie alt bist du?“, säuselte sie in einem Tonfall, in dem man mit kleinen Kindern spricht. Sie – das war eine Frau um die Mitte 20 auf der anderen Seite der Kinokasse. Ihr Gegenüber: Mariuca, Ende 20, die zwei Mal gucken musste, um zu kapieren, dass die Säuselstimme ihr galt.
Etwas irritiert fragte ich sie, wo denn die Altersbegrenzung für den Film liegt. Antwort: Bei 15 Jahren.
Wenn ich ihr nicht verraten hätte, dass sie mein Alter grade halbiert hat, hätte ich nur den Kinderpreis bezahlen müssen. Um das Kopftätscheln und den Lolli hab ich mich damit wohl auch gebracht. ;-)
Seit ich wieder arbeite, habe ich Halluzinationen. Anders lässt es sich einfach nicht erklären, dass im Büro Menschen auf dem gegenüberliegenden Regal sitzen und ich ständig auf der Straße von monströsen Schatten eingeholt werde.
Auf den zweiten Blick entpuppen sich die Beobachter auf dem Regal immerhin als Aktenordner und die Verfolger als Schatten parkender Autos oder Pfützen.
Gefährlich ist nur, dass meine Konzentrationsfähigkeit nach einem langen Arbeitstag gegen Null tendiert. Und damit auch meine Verkehrstauglichkeit. Ich sehe also Dinge, die nicht vorhanden sind – dafür sehe ich Dinge, die vorhanden sind, nicht. Ungünstig, wenn man zum Beispiel eine Straße überqueren will und das abbiegende Auto nicht wahrnimmt.
Übrigens kann mein Körper noch andere seltsame Dinge: Krankheitssymptome haben, obwohl mein Arzt sagt, dass mir nichts fehlt. Höchstens vielleicht Urlaub.
Gestern im Kino: Im Vorprogramm lief der Trailer für den neuesten Roland Emmerich Endzeit Blockbuster. Das wenig überraschende Ende des Trailers: Die Welt geht unter!
Womit ich nicht gerechnet hatte, war der kaum zu überhörende Kommentar des heimlichen Romantikers neben mir: „Vorher poppen wir aber noch mal, oder?!“
„Hast du schon alle Geschenke?“ Ähm… nö, hab ich nicht. Sollte ich deswegen jetzt ein schlechtes Gewissen haben? Klar, die Zeit rennt! Nur noch 6 Monate! Da sollte man als verantwortungsvolles Unternehmen seine potenziellen Kunden schon mal an ihre Pflichten erinnern: „Kauf, du Sau!“ So stand das natürlich nicht in der Mail, die ich heute bekommen habe. Aber der Absender möchte ja nicht zulassen, dass sich Mariuca die ganzen Schnäppchen entgehen lässt, die NUR AUF SIE warten… ;-)
Gestern am Automaten der Bank meines Vertrauens, bei der ich nun mal ein Konto habe: „Haben Sie einen Moment Geduld. Ihr Geld wird gerade gedruckt“ – Na, schön wär’s…
Es war dann aber doch nur der Beleg meiner Kontoauszüge. Aber man wird ja noch ein bisschen träumen dürfen… ;-)