„Und dann hat er gesagt…“
„Und dann hab ich gesagt…“
„Und dann hat er gesagt…“
Irgendwie süß, diese Verliebten. Durfte ich mir neulich anhören. Ob mein leicht debiles Grinsen mich verraten hat, das ich irgendwie nicht mehr aus dem Gesicht kriege? Oder doch eher die Tatsache, dass ich jedem in meinem Umfeld mit meinem Gesprächsbedarf auf die Nerven gehe? Nur ER hat es noch nicht kapiert. Oder doch? Glaube, mich hat’s ziemlich erwischt…
Du musst cooler werden. Lässt immer noch alles viel zu nah an dich ran. Damit tust du dir keinen Gefallen. Andere verteidigen kannst du ja schon ganz gut. Aber jetzt sei endlich auch mal für dich selbst stark!
Der Sturm brach irgendwann heute Nachmittag los. Wann genau, kann ich gar nicht sagen, aber er erwischte mich eiskalt und wir wirbelten eine ganze Weile durch die Luft. Konzentrier’ dich, Mariuca! Und fokussiere dich gefälligst auf einen Punkt! Kein Mensch kann alles auf einmal – Multitasking hin oder her. Nein, du musst den Überblick behalten! Aber schön eine Sache nach der anderen. Verdammt! Bin ich dem überhaupt gewachsen? Ist das das Richtige für mich?
Jetzt bin ich wieder in meiner sicheren Höhle und alles ist ruhig. Zu ruhig. Denn ich bin immer noch aufgekratzt, immer noch darauf gefasst, dass etwas Unerwartetes passieren könnte, auf das ich lieber vorbereitet sein sollte. Aber es passiert nichts, gar nichts. Alles ist still, kein anderer Mensch scheint in Reichweite zu sein. Oder zumindest keiner, den ich gern in Reichweite hätte.
Warum muss man sich eigentlich immer genau dann mit gewissen Dingen auseinander setzen, wenn man sie einfach nur noch vergessen will? Und wenn man sich dann sogar dazu zwingt, warum kann dann nicht wenigstens mal alles glatt laufen? Weil du von diesen Dingen zu wenig Ahnung hast, Kleine. Oder grade keine Ahnung davon haben willst. Der Wunsch zur Verdrängung und die Notwendigkeit, gewisse Dinge zu regeln, passen nun mal nicht zusammen.
Ich versuche ja, tapfer zu sein, aber die Wunden sind noch zu frisch. Heute gab es zur Abwechslung gleich noch zwei Schläge gegen das wankende Gerüst namens Selbstbewusstsein. Könnte mich mal jemand in Watte packen, bitte?!
Körpersprache ist verräterisch. In letzter Zeit sitze ich meist mit verschränkten Armen da. Abwehrhaltung. Allerdings mache ich das auch in Situationen, in denen ich diese Abwehrhaltung überhaupt nicht bräuchte. Wenn ich allein bin oder bei Menschen, denen ich mich sehr nah fühle. Sogar dann, wenn wir uns gerade über Körpersprache unterhalten.
Neulich war eine solche Situation, in der mir plötzlich bewusst wurde, dass ich schon die ganze Zeit mit verschränkten Armen da saß. Und es kam mir sehr seltsam vor. Schließlich fühlte ich mich doch wohl bei meinem Gegenüber.
Im Nachhinein ist mir etwas klar geworden: Ich fühlte mich nicht wohl mit mir selbst. Und es ist auch keine Abwehrhaltung einem anderen Menschen gegenüber, sondern eher das Gefühl, mich selbst festhalten zu müssen. Um zu spüren, dass ich noch da bin. Damit ich mir während dieser Achterbahnfahrt nicht selbst unterwegs verloren gehe.
War gerade dabei, ins Reich der Träume abzugleiten, da bin ich wieder aufgeschreckt. Durch einen dumpfen Knall im Innenhof. Es muss kurz nach 3 Uhr gewesen sein. Und ich war hellwach.
Blick aus dem Fenster auf einen schmutzig-gelben Himmel. Seltsame Farbe für 3 Uhr nachts… Die Geräusche, die dann folgten, konnte ich nicht einordnen. Aber sie waren unheimlich. Hatte plötzlich das Bild von jemandem im Kopf, der an der Hauswand hochklettert. Wäre das überhaupt möglich? Über die Regenrinne vielleicht? Beruhige dich, sagte ich zu mir selbst. Das ist Mariucas Leben und nicht ein Film über Wesen mit Superkräften. Andererseits: Ist mein Leben nicht im letzten Jahr auch wie ein schlechter Film gewesen?!
Schaue Richtung Fenster. Würde mich nicht wundern, wenn da gleich eine fiese Fratze erscheint, die zu mir in die Wohnung einsteigen will. Habe Angst. Überlege, wen ich zu dieser späten Stunde noch anrufen kann. Verwerfe den Gedanken wieder. Bin doch grade nur paranoid!
Schlafe gewöhnlich bei offenem Fenster. Diese Nacht nicht. Und meine Zimmertür habe ich auch abgeschlossen.
Date oder nicht Date – das ist hier die Frage. Habe mich nach zig Anläufen mit einem wirklich tollen Mann getroffen. Wir mögen uns sehr, so viel scheint klar zu sein. Unklar ist allerdings, auf welche Art. Es gibt Anzeichen für beide möglichen Varianten – was es nicht gerade leichter macht.
Vielleicht sollte ich mich einfach über das schöne Gefühl freuen, ein bisschen verliebt zu sein. Andererseits habe ich Angst vor dem Absturz.
Wechselhaft wie das Wetter – so ist meine Stimmung in diesen Tagen. Von heiter über wolkig bis kühl und gewittrig ist alles dabei. Wirklich entscheiden kann ich mich nicht.
Äußerlich mag ich ruhig wirken, aber innerlich schwelt etwas.
Und irgendwie befinde ich mich auch die meiste Zeit in anderen Sphären. Weit weg vom Boden und davon, mich um so triviale wie nötige Dinge zu kümmern, um die ich mich kümmern sollte. Daran werde ich auch in regelmäßigen Abständen erinnert (und es fehlt mir auch nicht an Einsicht), aber es scheint gerade nicht in meiner Macht zu liegen, diese Dinge in Angriff zu nehmen. Vielleicht liegt genau darin das Problem: Angriff. Habe zu viele Kämpfe geführt und bin müde.
Wundert mich sowieso, dass der Schiedsrichter dieses Spiel nicht längst abgepfiffen hat…
Bin froh, dass dieser Tag vorbei ist. Es war einer dieser Tage, an denen man sich wünscht, man wäre im Bett geblieben. Und hätte ihn einfach verschlafen.
Da das einige Leute aber bestimmt nicht so locker gesehen hätten (und ich ja auch nicht wusste, was mir da bevorstand), bin ich wie immer zur Arbeit gegangen.
Aus objektiver Sicht ist gar nichts Dramatisches passiert – und trotzdem ist irgendwann meine Stimmung komplett umgeschlagen. Zu genervt, traurig, hilflos, unverstanden und mega-sensibel. Es war wie in der schlimmsten Teeniezeit, wenn die Hormone verrückt spielen und sich die ganze Welt gegen einen verschworen zu haben scheint.
Hab mich plötzlich irgendwo zwischen weinen und schreien wieder gefunden. Beides nur in der Theorie – aber kurz vor der Umsetzung. Konnte mich nur nicht so recht entscheiden.
Jetzt bin ich zu Hause. Werde mir nachher die Decke über den Kopf ziehen und versuchen, meine postpubertäre Phase zu verschlafen.